Neue Helene: Ein Verein bringt Leben ins Dorf
Metalltafeln für Erinnerungspark liegen bereit
Großzössen. Der Verein Neue Helene ist im Neukieritzscher Ortsteil Großzössen so etwas wie der Träger des öffentlichen Lebens. Er organisiert nicht nur zahlreiche kulturelle
Veranstaltungen für den Ort, sondern er hilft auch, regionale Identität zu wahren. Jüngstes Beispiel dafür sind acht schwere Metalltafeln, die bald einen neuen Platz im Ort schmücken
werden.
Von André Neumann
Das Areal kurz nach dem Ortseingang aus Richtung Lobstädt soll künftig gleich mehrere Funktionen erfüllen: Parkplatz für Friedhofsbesucher, Rastplatz für Fahrradtouristen und -ausflügler und
speziell für diese auch Informationspunkt. "Der Park war eine Idee unseres Vereins", sagt Andreas Bodenlos, Vorsitzender der Neuen Helene. Hier soll an sieben Orte erinnert werden, die in den
vergangenen Jahrzehnten der Braunkohleförderung weichen mussten: Hain, Kleinzössen, Kreudnitz, Neukieritzsch (wo 1954 ein Teil des Ortes devastiert wurde), Trachenau, Treppendorf und Witznitz,
Eine achte Tafel nennt die Beteiligten an der Gestaltung des "Helene-Platzes der verlorenen Orte", wie er voraussichtlich heißen soll: die Gemeinde Neukieritzsch, die Geschichtswerkstatt, deren
Mitglieder die Daten zusammengetragen haben, die Stiftung Lebendige Gemeinde und den Verein Neue Helene. In einem Pavillon, der zur Rast einladen soll, sollen Texte und Bilder weitere
Informationen zu den ehemaligen Dörfern vermitteln.
Die Interessengemeinschaft Neue Helene, wie der Verein korrekt heißt, gibt es seit 2009. Ursprünglich sollte es ein Gewerbeverein werden, der die Interessen seiner Mitglieder vertritt. Doch man
merkte schnell, ein Gewerbeverein für einen Ort mit 480 Einwohnern, "das ist übertrieben", erinnert sich der Vorsitzende an die Gründungszeit. Dennoch habe es ein starkes Interesse am Verein
gegeben, weil im Ort seit Jahren kaum noch kulturelles Leben stattfand.
Das hat sich mit der Neuen Helene, die derzeit 50 Mitglieder hat, offenbar geändert. Zwei Helene-Tage, Osterfeuer am Gründonnerstag, Sommerfest im Juni, Schlachtfest Ende Oktober, zweimal im Jahr
Bürgerfragestunde und zwei Busfahrten im Jahr führen regelmäßig viele Menschen aus dem Ort zusammen. Die aktuelle Weihnachtsfahrt, die in diesem Jahr zum Weihnachtsmarkt nach Erfurt führt, ist
mit 110 Teilnehmern schon ausgebucht. "Wir haben im Bus immer mordsmäßigen Spaß", sagt Andreas Bodenlos.
Trotz all der Aktivitäten hat der Verein im eigenen Ort kein festes Domizil. Wann sich das ändern könnte, ist noch offen. Die Gemeinde, weiß Bodenlos, wolle in Großzössen aber ein
Feuerwehrgerätehaus bauen lassen, das gleichzeitig Bürger- und Vereinshaus ist. Bis dahin hilft die Neue Helene sich selbst. Pünktlich zum Helene-Tag am 22. September waren zwei selbst gebaute
Verkaufswagen fertig, derzeit wird aus einem alten Bauwagen eine Bastelhütte auf Rädern gebaut. Zum Weihnachtsmarkt am 1. Dezember soll sie fertig sein und genug Platz für das Kinderprogramm
bieten.
Vereinsvorsitzender Andreas Bodenlos zeigt auf dem Gelände des künftigen Helene-Platzes der verlorenen Orte zwei der Erinnerungstafeln. Foto: A. Neumann