Treten Sie ein – in die Kirche in Großzössen
Weithin sichtbar überragt der Turm der evangelisch-lutherischen Kirche Sankt Nikolai in Großzössen den kleinen Ort. Fast 650 Jahre ist sie alt – so soll es in alten Chroniken stehen. Diese geben als Baujahr 1373 an. Wer sie besichtigen möchte, muss in den alten Ortskern fahren und trifft nahe der Wyhra - beim Gelände des ehemaligen Ritterguts - auf die aus verputzten Bruchsteinen bestehende Kirche. Auf dem schwer gegründeten Baukörper erhebt sich das rote Dach mit einem schlanken Dachreiter – dem Turm. Sein Kupferdach, das im Laufe der Jahrhunderte eine grüne Patina entwickelt hat, trägt eine goldene Kugel mit Wetterfahne, auf der die Jahreszahl 1975 vermerkt ist.
Durch eine dunkelbraune Tür geht es in das Innere des Gotteshauses. Gerade zu tritt man in den durch bunte Fenster erhellten Saal des Kirchenschiffs. Ein Blick nach oben: Die helle blaugraue Flachdecke auf einer Balkenkonstruktion bedeckt den Saal. Schlichte Schmuckelemente sind in tragende Holzbalken geschnitzt.
Links steht der spätgotische Schnitzaltar aus dem vom Braunkohletagebau 1987 bis 1994 überbaggerten Breunsdorf. Es ist ein Marienaltar, der mittig die Krönung der Maria zeigt und jeweils links und rechts auf den Seitenschreinen die 12 Apostel. Außen werden zwei Bilder zur Kreuzigung Jesu dargestellt – sichtbar, wenn während der Passionszeit der Altar gewandelt wird.
Auf einer Tafel an der Wand wird auf die Restauration des Altars durch die Leisniger Firma Höhne & Steude 2001 hingewiesen. Dabei wurde die Jahreszahl 1504 entdeckt. Und weiter schreibt der Verfasser Dr. H. Ketzer: „Der Altar befand sich seit 1903 als Leihgabe der Kirchgemeinde im Museum Pegau. Dort kam auch die vergoldete Krone der Maria abhanden. Namentlich in der DDR-Zeit scheiterten mehrere Versuche der Kirchgemeinde den Altar zurückzuerhalten.“ Erst 1991 gelang es. Am 16. Dezember 2001 wurde er in einem feierlichen Gottesdienst in der Nikolaikirche Großzössen erneut geweiht.
Neben dem Altar an einer Seite die Lesetaufe – ein hölzernes Lesepult mit integriertem Taufbecken - und auf der anderen Seite die Kanzel.
Die Wände schmücken ein Kruzifix mit der plastischen Darstellung des ans Kreuz genagelten Jesus und das Grabmal Richold von Breitenbachs (1587).
Dem Altar gegenüber befindet sich die Empore mit einer Orgel von Richard Kreutzbach. Er führte die vom Vater 1828 gegründete Orgelbaufirma in Borna gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard ab 1868 weiter.
Gleich hinter der Eingangstür führt eine Treppe in die erste Etage. Hier ist ein Gemeindezimmer eingerichtet und weiter hinauf geht es in das Dachgebälk und den Turm, in dem drei Glocken hängen,
die elektrisch geläutet werden.
Die Kirche in Großzössen kann nur von außen besichtigt werden.
Kontakt: Pfarrbüro Neukieritzsch, Katharina-von-Bora-Str. 3
Text und Fotos: Ilona Hensel, Großzössen (2021)